Donnerstag, 6. September 2012

Lit. Kit. No.2

Brennen, brennen, brennen: Neal Cassady & Jack Kerouac
Es ließ zugegebenermaßen ein wenig auf sich warten... Doch aus gegebenem Anlass fördert die aufgehende Sonne heute das Lit. Kit. No.2 zu Tage! Wer jetzt im großen Hesse-Jahr die (berechtigte) Anbetung von Siddhartha, Steppenwolf und Narziß & Goldmund erwartet wird allerdings zumindest für den Moment enttäuscht. Nun gilt Seth Cohens Lieblingsbuch On the Road nicht gerade als Geheimtipp und hat dann und wann auch schon rechtmäßigen Platz im Blog gefunden. Nichtsdestotrotz bekundet der eine Teil unserer Residents von Princess Sparkle & Captain Oats, namentlich Sal Paradise, nach wie vor oft genug im Stile von "Du, sach mal... Wer ist eigentlich dieser Paradies?" angesprochen zu werden. Zudem lässt es dieser Tage angefangen mit dem berühmten Pariser Shakespeare & Company kaum eine Buchhandlung aus eine Beatniks-Ecke in verkaufsstrategisch bester Lage einzurichten. Kürzlich erschien der 500 Seiten fassende Briefwechsel Kerouacs und Ginsbergs - "Ruhm tötet alles". Und um noch einen draufzusetzen: Im Oktober läuft die von Francis Ford Coppola produzierte Verfilmung von Kerouacs Hauptwerk mit Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Kristen Stewart und allen voran dem fantastischen Sam Riley (Control) in den Kinos an.

   

Wer also trotz beschriebener Omnipräsenz bislang erfolgreich an On the Road vorbeikam, dem sei nun spätestens jetzt die Dokumentation der rauschartigen Reisen Jack Kerouacs und Neal Cassadys, bzw. ihrer literarischen Alteregos Sal Paradise und Dean Moriarty, wärmstens ans Herz gelegt. Auf dem Weg zur Aufgabe des Ziels und dem in den Vordergrund tretenden Motiv der ewigen Suche darf man sich dabei allerdings nicht von den etwas zähen ersten 50-60 Seiten abschrecken lassen, denn mit jeder weiteren Seite eröffnet sich Gott. Von Ost nach West, von West nach Ost und wieder umgekehrt. Unterwegs um des unterwegs-sein willen. Hat man On the Road noch nicht verschlungen, man glaubt nicht wie temporeich Literatur sein kann - artikuliertes Speed. In Formel gebracht klingt das ganze in On the Road dann so:

"Denn die einzigen wirklichen Menschen sind für mich die verrückten, die verrückt danach sind zu leben, verrückt danach zu sprechen, verrückt danach, erlöst zu werden, und nach allem gleichzeitig gieren - jene, die niemals gähnen oder etwas alltägliches sagen, sondern brennen, brennen, brennen wie phantastische gelbe Wunderkerzen [...]."